Fügen auf dem Frästisch

Diese Anwendung entspricht im Prinzip dem Fügen einer Werkstückkante auf einer Abrichthobelmaschine. Auch hier wird die gesamte Werkstückkante bearbeitet und von der gesamten Kantenlänge etwas abgehobelt bzw. -gefräst. Diese Vorgehensweise wendet man häufig bei kunststoffbeschichteten Spanplatten an. Denn beim Zuschnitt dieser Spanplatten auf einer Formatsäge ohne den Einsatz eines Vorritzsägeblatts, ist auf der Plattenunterseite immer ein mehr oder weniger starker Ausriss der Plattenbeschichtung zu erwarten. Das sieht nicht nur hässlich aus, sondern ist auch höchst unprofessionel. Dabei ließe sich dieses Problem mit einem hartmetallbestückten Falzkopf und einem Frästisch in wenigen Minuten perfekt lösen (s. Bildfolge unten). Der Frästisch bietet hier sogar mehrere Vorteile gegenüber einer Abrichte: Das Werkstück kann flach aufliegend geführt werden. Der Werkstücktransport kann somit komfortabel und präziser erfolgen. Die HW-Schneiden sind deutlich robuster, leichter auszuwechseln und erzeugen extrem saubere und ausrissfreie Plattenkanten. Daher mein Tipp: Probiert es einfach mal an einem Plattenrest aus und ich verspreche euch ihr werdet begeistert sein!

Ein kleiner Hinweis noch: Man sieht des öfteren im Internet wie auf die gleiche Art und Weise auch Massivholzbretter gefügt werden. Das funktioniert natürlich auch, aber wer wirklich vorhat oft Massivholz in seinen Projekten einzusetzen, der wird nicht umhin kommen sich früher oder später auch einen stationären Abricht-/Dickenhobel anzuschaffen. Und der ist beim Abrichten und Fügen von Massivholz eindeutig die bessere Wahl!
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Die Kanten von Spanplatten könnt ihr auf einem Frästisch extrem sauber und völlig ausrissfrei anfräsen (fügen). Im Gegensatz zu einer Abrichthobelmaschine kann dabei das Werkstück sicher und ohne Kippgefahr flach auf der Tischplatte aufliegend am Anschlag vorbei geführt werden.
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Wenn ihr einen hochwertigen Falzkopf mit HW-Wendeplatten einsetzt, ist die Präzision der abgefrästen Plattenkante (an der linken Anschlagbacke) dabei völlig makellos und absolut ausrissfrei. Die Ausrisse (rechts vom Fräser), die oft beim Zuschnitt einer Platte ohne Vorritzer entstehen, lassen sich mit dieser Methode auf jeden Fall komplett beseitigen.
Einen Falzkopf, der auf jede Oberfräse mit 12 mm Spannzange passt, finden Sie z. B. in diesem Shop:
FeineWerkzeuge.de .
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Fügen könnt ihr mit jedem Frästisch, der zwei geteilte Fräsbacken besitzt, auch wenn er keine unterschiedliche Verstellung der Fräsbacken zulässt. Ein möglichst neues und unbenutztes Skatspiel reicht dafür bereits völlig aus. Hinterfüttern Sie einfach die linke Anschlagbacke mit so vielen Lagen Spielkarten, bis Sie den gewünschten Versatz (meist 2 mm) zur rechten Anschlagbacke erreichen. Die Spielkarten sind in der Dicke sehr genau gefertigt und man kann so den Versatz wirklich simpel und trotzdem sehr präzise festlegen. Aber auch Furnierreste oder sogenannte Verglasungsklötzchen funktionieren hervorragend.
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Danach die linke Anschlagbacke (Abnahmeseite) exakt auf den Flugkreis der Schneiden des Falzfräsers einstellen. Dazu legt ihr einfach eine sauber und gerade ausgehobelte Leiste dicht an den linken Anschlag. Dann verschiebt ihr den gesamten Fräsanschlag soweit vor bzw. zurück, bis die Schneidenspitze die Leistenkante berührt. Zwischen der Leiste und der rechten Anschlagbacke ist ein deutlicher Spalt zu sehen. Je größer dieser Spalt ist, um so mehr wird später von der Werkstückkante abgefräst. Wichtig ist auch, dass beide Anschlagflächen exakt parallel zueinander verlaufen. Das lässt sich am Spalt leicht feststellen: Er darf sich nicht verjüngen, er muss auf der gesamten Länge gleich sein! Das könnt ihr z. B. sehr gut wieder mit ein paar Lagen Spielkarten überprüfen.
In diesem kurzen Video könnt ihr euch die Vorgehensweise zum Fügen einer ausgefransten kunststoffbeschichteten Spanplatte einmal ganz genau anschauen. Ich habe der Einfachheit halber diesmal auf Erklärungen im Video verzichtet, da ihr ja alle wichtigen Infos auch im obigen Text und den Bildern findet.
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